Brief an die Stadtratsmitglieder

des Stadtrates der Stadt Lingen

Interessengemeinschaft Lingen, 21.11.2013
„Kein Krematorium in Brögbern“

An die
Stadtratsmitglieder
des Stadtrates der Stadt Lingen

Sehr geehrtes Stadtratsmitglied!

Wir wenden uns heute direkt an Sie um Ihnen noch einmal unsere wesentlichen Bedenken hinsichtlich des in Brögbern geplanten Krematoriums darzustellen.

Wir stellen zunächst grundsätzlich in Frage, dass es Bedarf für ein zusätzliches Krematorium gibt. In Deutschland liegt die Kapazität der bestehenden Krematorien weit über den tatsächlichen Kremierungen (Aussage des Bundesverbandes deutscher Bestatter in Düsseldorf). In Lingen gibt es ca. 150 Kremationen pro Jahr, demzufolge ist die zwingende Notwendigkeit eines Krematoriums in Lingen nicht zu sehen. Das Argument der schnelleren Verbrennung durch Ortsnähe greift nicht, denn wie in allen anderen Krematorien ist die Dauer abhängig vom Preis. Je schneller man die Urne zurück haben möchte, desto höher ist der Preis. Die Bestatter haben langfristige Verträge mit anderen Krematorien.

Selbst wenn der Bedarf in den kommenden Jahren steigt, so ergibt sich noch lange keine Notwendigkeit eines Krematoriums in Lingen. Wenn in 20 Jahren die Zahlen deutlich gestiegen sind, kann man immer noch darüber nachdenken.

Für den Standort Brögbern sehen wir vielfältige Nachteile und Bedenken. Denn da der Bedarf in Lingen nicht vorhanden ist, so ist es für ein Krematorium um wirtschaftlich arbeiten zu können absolut notwendig den Radius zu erweitern. Damit ergibt sich automatisch ein deutlich höheres Verkehrsaufkommen – mitten durch unser Dorf! Die vorgegebenen Zahlen von 1500 Einäscherungen pro Jahr sind wirtschaftlich nicht einsichtig. Ein neu auf den Markt kommender Betrieb kann den bestehenden Krematorien nur durch das Anbieten niedriger Preise Konkurrenz machen. Dieses kann aber nur durch ein deutliches Mehr an Kremationen oder durch günstige andere Betriebskosten (Filter, Technik des Ofens, Lohnkosten) erreicht werden. Wie bekannt ist, ist gegenüber der Stadt Steinfurt schon von einem Ofen im 2-Schicht-Betrieb gesprochen worden!!!

Sämtliche Argumente bezüglich städtebaulicher Verträge, Beschränkungen in der Genehmigung,…können schon in einigen Jahren relativ leicht geändert werden. Demzufolge erscheinen sie uns nicht als Maßnahmen, die eine Vergrößerung verhindern würden.

Wenn die Flächennutzungsänderung beschlossen ist und aus der landwirtschaftlichen Fläche ein Sondergebiet „Krematorium“ geworden ist, dann ist der reine Bauantrag nur noch Formsache. Entscheidend ist also die Änderung des Flächennutzungsplanes!! Die Änderung würde für alle Zeiten die Möglichkeit zur Erweiterung bieten.

Wir stellen ebenfalls in Frage, dass der Standpunkt tatsächlich „pietätvoll“ ist – mitten in einem Gebiet, das eigentlich landwirtschaftlich genutzt wird. Bei den Kriterien von 2009, die damals aufgestellt wurden um einen geeigneten Platz für ein Krematorium zu finden, steht: „gute Erreichbarkeit und Erschließung, pietätvolle Lage, kein Eingriff in Natur und Landschaft.“ Trifft das zu bei dem jetzt gewählten Standort? Das kann man durchaus bezweifeln. Brögbern ist damals nicht bei den acht Standorten genannt worden und erst jetzt, nachdem andere Stadtteile sich erfolgreich gewehrt haben, in den Fokus der Stadtverwaltung und –politik gerückt. Warum? (Nebenbei: diese Kriterien sind nicht gesetzlich vorgeschrieben, es ließe sich also durchaus ein anderer Standort finden…)

Als absolute Außenlage wird dieser Standort diskutiert, obwohl in unmittelbarer Nähe sehr wohl Menschen wohnen!! Im Radius von 1 Kilometer liegen mehrere Wohngebiete und auch die Grundschule! Das ist nach unserer Meinung keine absolute Außenlage und darf auch im Orts- und Stadtrat nicht als derartiges diskutiert werden.

Bereits angesprochen worden ist die Verkehrsanbindung. Ein derartiges Unternehmen sollte seine Verkehrsanbindung an einer Bundesstraße oder zumindest nicht an einer Kreisstraße mitten durch einen Ortsteil haben. Sämtliche Trauergäste fahren mitten durch den Ort, vorbei an Schule und Übergang zum Kindergarten oder durch einen einspurigen landwirtschaftlichen Wirtschaftsweg, der dementsprechend oft von landwirtschaftlichen Fahrzeugen befahren wird. Kann man verantworten, dieses Brögbern zuzumuten? Das bedeutet eine erhöhte Gefährdung! 40 Parkplätze und eine Abschiedshalle für 80 Personen sind geplant, ebenso ein Kolumbarium und möglicherweise zusätzlich ein Friedwald. Dass dieses Verkehrsaufkommen nicht zu vernachlässigend ist, das ist doch einsichtig!

Ebenso ist die Frage der Emissionen und Immissionen nicht geklärt. Auch mit Filter gelangen Dioxine und Furane in die Umwelt, der Quecksilberausstoß ist gesetzlich nicht einmal geklärt (soll aber in den nächsten Jahren geklärt werden). Quecksilber führt auch in geringen Mengen zu Gesundheitsschädigungen, vor allem bei Kleinkindern und Babys. Die Stadt als genehmigende Behörde ist verantwortlich für die Festlegung und Einhaltung der Werte!!! Dieses ist immer noch nicht klar innerhalb der Stadtverwaltung geklärt. Die Aussage, Hildesheim sei zuständig (LT vom 16.11.) ist unvollständig, und die Stadtverwaltung muss sich ernsthaft mit dieser Frage auseinandersetzen. Stadt- und Ortspolitik sind damit verantwortlich für die Gesundheit der Bevölkerung!! Messberichte müssen nur einmal pro Jahr abgegeben werden, das erscheint uns zum Schutz der Bevölkerung als eine viel zu geringe Kontrolle. Wer verantwortet die auftretenden Schädigungen?

Viele Brögberner Bürger befürchten einen Verlust an Immobilienwert und an einen Verlust der Attraktivität des Ortsteiles. Hätte sich jemand um die Grundstücke in der Ortsmitte beworben? Kann man noch Neubürger gewinnen, bleiben Jugendliche und Heranwachsende in unserem Ortsteil?

Wenn Menschen sich nicht wohlfühlen mit einem Krematorium in ihrem Ortsteil, so kann man das durchaus auch ernstnehmen. Die Stadtpolitiker der Stadt Steinfurt haben dieses sogar als Grund für die Ablehnung des bei ihnen geplanten Krematoriums genannt. So kann man auch mit Bedenken und Befürchtungen umgehen.

Allerdings möchten wir doch darauf hinweisen, dass die vielfach geäußerte „emotionale Diskussion“ in der Art nur ein Teil des Ganzen ist. Es ist sicherlich der Sache nicht angemessen, wenn man sich nur so über Bedenken äußert. Viele Bedenken sind sehr sachlicher und vorausschauender Art. Der Vorgang der Kremation als solches ist bei den wenigsten Brögberner Bürgern, mit denen wir gesprochen haben, das Problem. Problematisch sind die Lage und die Umstände und die Folgen, die befürchtet werden.

Wir bitten Sie unsere Bedenken ernsthaft zu betrachten und sich in der Entscheidungsfindung nicht von irgendwann einmal getroffenen Aussagen abhängig zu machen.

Über 600 Bürgerinnen und Bürger Brögberns haben bisher auf einer Unterschriftenliste zum Ausdruck gebracht, dass sie gegen ein Krematorium in Brögbern sind. Wir sehen keinen Vorteil für den Ortsteil Brögbern und die Bürgerinnen und Bürger Brögberns.

Wir denken, dass den Brögberner Bürgerinnen und Bürgern das gleiche Recht zusteht wie Darmer, Schepsdorfer oder Holthausen-Bienern Bürgern.

Bedenken Sie bei Ihrer Diskussion immer auch die Situation in Ihrem Wohngebiet! Wie würde man dort auf die Ansiedlung einer Anlage reagieren, die mit derart vielen Unsicherheiten verbunden ist? Würden Sie dort die Ansiedlung unterstützen? Ist ein Krematorium in Lingen tatsächlich notwendig?

Wir appellieren an Sie sich nicht für Brögbern als Standort zu entscheiden, nur damit dieses Thema endlich „vom Tisch“ ist und man keine „Gefahr“ mehr für den eigenen Ortsteil sehen muss!!!

Wir hoffen, dass Sie zum Wohle der Brögberner Bürgerinnen und Bürger entscheiden!! Wir danken Ihnen!

Mit freundlichem Gruß! 

info@kkbr.de - Impressum - Datenschutz
Unterstützerkonto: BLZ 266 600 60 - Kto.-Nr. 6250751620 - Empfängerin: Christiane Kuhlmann BI KKBR