Zum Thema Krematorium – Artikel von der Ratssitzung (LT 29.11.2013)
Leserbrief, in Auszügen in der Lingener Tagespost vom 5. Dez. 2013, Seite 19
Mit Verwunderung las ich den Artikel über die Ratssitzung, ebenso wie jenen über die Bürgerinformationsveranstaltung zum Thema Krematorium. Es dürfte beim nicht sachkundigen Leser der Eindruck entstehen, es gebe keine sachlichen, sondern lediglich emotionale Argumente gegen den Standort in Brögbern.
Viele sachdienlichen, der Information und Aufklärung der Bürgerinnen und Bürger dienenden Fragestellungen und Anmerkungen blieben unerwähnt. Ebenso ist es auch eigenartig zu sagen, dass die Frage der Emissionen keine Rolle spielen kann und darf, nur weil es schon viele Krematorien gibt. Nur weil es davon viele gibt, müssen die Emissionen nicht gut sein. Es gibt auch Plastikmüll, obwohl jeder weiß, dass dieser umweltschädlich ist. Die Frage nach der permanenten Überprüfung der Einhaltung der Grenzwerte muss gestellt werden; sie ist mehrfach gestellt worden (auch in der Ratssitzung) und noch nicht zufriedenstellend beantwortet. Warum ist bei der Stadtverwaltung noch nicht geklärt, dass man zuständig ist und für die von den Investoren in Aussicht gestellte Online-Überwachung eine Stelle einrichten kann und muss? Quecksilber, Dioxine und Furane sind definitiv schädlich. (Zur Erinnerung: es gibt bei Krematorien keinen Grenzwert für Quecksilber!) Über Störfälle wird gar nicht gesprochen!!
So fragt man sich z.B. auch, warum man von Seiten der Stadtverwaltung und Rat so vehement darauf drängt ein Krematorium in Lingen zu errichten. Bundesweit übersteigt die Zahl der möglichen Kremationen die Zahl der tatsächlichen um viele Tausende. Die Zahlen des vergangenen Jahres zeigen deutlich, dass man z.Zt. im Umkreis von 30 km nicht annähernd die benannte Zahl von 1500 Kremationen pro Jahr erreicht. Zudem steht auch im Raum, wie ein Krematorium, neu auf dem Markt, mit bestehenden konkurrieren kann, wenn die bestehenden größer sind und somit auch günstigere Preise anbieten können. Also doch Arbeit im 2-Schicht- Betrieb oder baldige Vergrößerung oder/und Friedwald bzw. Kolumbarium? Viele Brögberner trauen der Zusage eines städtebaulichen Vertrages nicht! Dieser kann in ein wenigen Jahren schon geändert werden-vielleicht sind die jetzt Verantwortlichen dann gar nicht mehr in Rat und Verwaltung verantwortlich. Darauf können wir uns also keinesfalls verlassen! Wenn die landwirtschaftliche Fläche erst geändert ist in ein „Sondergebiet Krematorium“, dann sind Bauantrag und spätere Vergrößerung nicht nur möglich, sondern absolut wahrscheinlich. Entscheidend ist damit die Änderung des Flächennutzungsplanes, nicht der Bauantrag. Mit der Anzahl der Kremationen geht natürlich auch das Verkehrsaufkommen einher. 5 Fahrzeuge zusätzlich pro Tag würden niemanden stören, das wäre sicherlich richtig. Aber jedem klar denkenden Mitbürger fällt auf, dass das wohl kaum der Realität entsprechen wird (zur Erinnerung: 40 Parkplätze; Trauerhalle für bis zu 80 Personen; Friedwald; Kolumbarium; möglicherweise Arbeit im 2-Schicht-Betrieb oder spätere Vergrößerung;…). Verkehr mitten durch Brögbern, vorbei an der Grundschule und an einem Weg zum Kindergarten! Bedenken ernst nehmen, das heißt für mich und viele andere Brögberner wirklich ernsthaft und realitätsnah zu diskutieren. In zwei Gesprächsrunden konnten die engsten Anwohner - auf ihre eigene Initiative hin - ihre Bedenken vortragen. Das ist sehr löblich, aber die entscheidenden Bedenken und Fragen sind nicht geklärt; denn wenn man richtig bis zum Ende denkt, dann kann sich nur eines ergeben: der Standort ist nicht geeignet; er entspricht nicht den Kriterien, die seinerzeit (2009) aufgestellt wurden (gute Verkehrsanbindung; kein Eingriff in Natur und Landschaft), man sollte vielleicht das Projekt „Krematorium“ generell noch einmal überdenken. Im Stadtrat spricht man von der Umsetzung des Bürgerwillens – warum wehren sich dann die Bürger der Stadtteile, in denen das Krematorium gebaut werden soll? Wir appellieren an Sie, all die Verantwortlichen in Politik und Presse: Gehen Sie ernsthaft mit Bedenken und Fragestellungen um! Suchen Sie einen wirklich geeigneten Standort, wenn Sie wirklich meinen, dass man in Lingen ein Krematorium benötigt. Fragen Sie im eigenen Wahlbezirk/ Stadtteil einmal nach einem geeigneten Standort – vielleicht wird jemand fündig!
Christel Pollmann